NRW-Kulturministerin Ina Brandes besucht Welterbestätte und unternimmt virtuelle Zeitreise in Karolingerzeit

Ministerin Ina Brandes (Mitte) war beeindruckt von Corveys besonderer Ausstrahlung. Landtagsabgeordneter Matthias Goeken (CDU, 5. Von rechts) und weitere Christdemokraten aus Stadt und Kreis begleiteten die Ministerin. Foto: Kirchengemeinde Corvey
Höxter. Corvey in seiner großen Geschichte, seiner religiösen Bedeutung und auch in seiner Aura als Kraftort erfahrbar machen. Mit diesem Grundanliegen ihres Wirkens machte die Kirchengemeinde St. Stephanus und Vitus jetzt die NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) vor Ort in der 1200 Jahre alten ehemaligen Benediktinerabtei vertraut.
Nachdem der heimische Landtagsabgeordnete Matthias Goeken (CDU) sie einlud, besuchte die Ministerin begleitet von Christdemokraten aus dem Stadt- und Kreisverband Höxter die Welterbestätte am Weserstrand. Pfarrdechant Dr. Hans-Bernd Krismanek, der geschäftsführende Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Josef Kowalski, und der Verwaltungsleiter des Pastoralverbundes Corvey, Marcus Beverungen, begrüßten die Gäste gemeinsam mit der Standortleiterin Weltkulturerbe karolingisches Westwerk und Abteikirche Corvey, Annika Pröbe.
An der Doppelturmfassade des Westwerks – dem Gesicht der Welterbestätte – hinaufschauend, vergegenwärtigte Kirchenvorstand Josef Kowalski die Blütezeit des Klosters vom 9. bis 12. Jahrhundert und seine Leuchtkraft als Ausgangspunkt zur Missionierung. Corvey sei mit seiner Bibliothek, seinem Skriptorium und seiner Klosterschule aber auch ein Ort der Bildung gewesen. Zudem habe die Abtei auch als Wirtschaftszentrum Einfluss gehabt. Wegen der Übertragung großer Güter sei das Kloster in die Lage versetzt worden, Hofhaltung zu betreiben. Etwa 100 Herrscherbesuche seien für die Blütezeit überliefert. „Das alles drückt das Westwerk aus“, stellte Josef Kowalski das Baudenkmal als steingewordenes Zeugnis einer großen Geschichte in den Mittelpunkt.
Welterbestätte entwickelt sich weiter
Wie die Kirchengemeinde die besondere Bedeutung und die Singularität dieses großen Klosterortes zeitgemäß vermitteln möchte, erläuterte Annika Pröbe den Gästen. In der Erdgeschosshalle des Westwerks stellte sie die geplante Filmprojektion zur Geschichte des Klosters auf der eigens eingebauten intelligenten Glaswand zwischen Westwerk und barocker Abteikirche vor. Die spannende Zeitreise gipfelt in der Visualisierung der untergegangenen karolingischen Basilika und ist der Einstieg für die virtuelle Erkundung des Johanneschores in seiner ursprünglichen Ausgestaltung.
Dieses besondere Erlebnis ist schon jetzt möglich. Auf Tablets, die die Besucher bei Führungen bekommen, erblüht die Emporenkirche im Obergeschoss des Westwerks in ihrer karolingischen Ausgestaltung neu. Die erweiterte Realität („Augmented Reality“) macht es möglich. Spezialisten des Fraunhofer-Instituts für graphische Datenverarbeitung IGD Darmstadt haben auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse die entsprechende App entwickelt. „Diese modernen Technologien bringen in bewegten Bildern und Animationen das, was die Gästeführerinnen und -führer mit Worten beschreiben, zum Leuchten. So können wir das Welterbe Corvey einem großen Publikum zeitgemäß erschließen“, sagt Annika Pröbe. Ministerin Ina Brandes nahm das Tablet zur Hand und war beeindruckt.
Das multimediale Angebot dient der Weiterentwicklung der Welterbestätte, die sich die Kirchengemeinde Corvey und das Herzogliche Haus vorgenommen haben. Ein weiteres Glanzlicht kündigte Kirchenvorstand Josef Kowalski für den Saisonstart 2024 an: Dann geht die neu konzipierte Dauerausstellung „Das Jahrtausend der Mönche – Von der Gründung Corveys bis zum Goldenen Zeitalter“ in den Räumen des Schlosses an den Start. Unter der Ägide von Professor Dr. Christoph Stiegemann erlebt die Präsentation einen durchgreifenden Relaunch. Moderne Medien kommen zum Einsatz. Dadurch werden kostbare Leihgaben der Kirchengemeinde frisch restauriert in Szene gesetzt. Der Rundgang ist eine Zeitreise von den Anfängen der ersten Kirchengründung bis zur neuen Blüte nach dem Dreißigjährigen Krieg: dem goldenen Zeitalter der Fürstäbte, das mit der Säkularisation endete.
Corvey wird barrierefrei
Vor Ort auf dem Friedhof erläuterten die Gastgeber der Ministerin schließlich die barrierefreie Erschließung des Johanneschors von den Domänengebäuden aus. Dort sind ein Aufzug und eine Treppenanlage geplant, über die die Emporenkirche aus karolingischer Zeit zu erreichen sein soll. Bauherr ist das Herzogliche Haus. Dorothee Feldmann, Direktorin Immobilien- und Kulturverwaltung, betreut das Bauprojekt federführend. Abgeschlossen sein soll es zum Saisonstart 2025.
Seine Freude an dem, was in Corvey geschieht, hätte auch der 2012 verstorbene frühere Landrat des Kreises Höxter, Hubertus Backhaus, betonte Josef Kowalski abschließend. Backhaus sei ein ganz wesentlicher Initiator der Welterbeentwicklung gewesen. Und: Als Gründungsvorsitzendem des Fördervereins „CHORUS“ zur Rettung der Andreas-Schneider-Barockorgel sei es ihm mitzuverdanken, dass das kostbare Instrument nach umfassender Restaurierung wieder erklingen kann.
Ministerin Ina Brandes hat Corvey ins Herz geschlossen: „Das ehemalige Benediktinerkloster begeistert mich mit seiner unvergleichlichen Geschichte“, resümierte sie nach dem Besuch auf ihren Social-Media-Kanälen.
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